Wolfgang Seelbach
Wolfgang Seelbach

Die Schulkrankenschwester kommt!
 

Jeweils 10 brandenburgische und hessische Schulen sollen in einem Pilotprojekt durch Gesundheitspersonal unterstützt werden.


Auf einer zweistündigen Podiumsdiskussion tauschten sich am 13.9.16 aus:


Diana Golze, Ministerin für Arbeit, Soziales, Gesundheit und Frauen

Angela Basekow, Vorstandsvorsitzende AWO Bezirksverband Potsdam e.V.

Wolfgang Seelbach, Sprecher Landeselternrat

Bettina Fortunato, Gesundheitspolitische Sprecherin

Kathrin Dannenberg, Bildungspolitische Sprecherin

Anschließend wurde das Projekt durch Publikumsbeiträge noch vertieft.

 

Hier die aus meiner Sicht wichtigsten Erkenntnisse aus der Veranstaltung:

 

Arbeitsfelder

 

Die Arbeitsfelder der „Gesundheitsfachkraft“ sind noch nicht endgültig festgelegt. Folgende Bereiche sind vorgesehen bzw. denkbar:

 

Gesundheitliche Beeinträchtigungen von Schülern

Wie oft haben wir das schon erlebt, dass beim Sport, in der Pause oder im Unterricht Schülerinnen und Schüler gesundheitliche Beeinträchtigungen zeigen oder zumindest mögliche Verletzungen haben!

 

Was soll die Lehrkraft machen?

Den Rettungswagen holen, was möglicherweise überzogen ist?

Das Kind zum Sekretariat zu schicken, wohl wissend, dass die Sekretärin genauso wenig ausgebildet ist?

Oder nach Hause schicken, unter der Gefahr, dass die Eltern sich beschweren, weil bei dem Kind tatsächlich unerkannte Beeinträchtigungen entdeckt wurden?

 

Die Lehrkräfte bewegen sich hier in einer Entscheidungs-Grauzone. Eine Krankenschwester könnte hier kompetent helfen.

 

Kinder mit besonderem Förderbedarf
Der Gemeinsame Unterricht stellt Lehrkräfte häufig vor Probleme bei der individuellen Betreuung. Lehrkräfte und Sekretärinnen dürfen in der Regel nicht Medikamente spritzen und verabreichen, auch bei chronisch kranken Schülerinnen und Schülern. Diese Aufgaben übernimmt die dafür ausgebildete ‚Schulkrankenschwester‘. Auch die gesundheitliche Assistenz verbessert die Betreuung von Kindern mit z. B. körperlichen Beeinträchtigungen und Förderbedarf Geistige Entwicklung, der häufig mit anderen Förderbedarfen gekoppelt ist.

 

Weitere Aufgabenbereiche

Auch Kinder ohne besonders festgestellten Förderbedarf benötigen häufig Unterstützung durch z.B. Ergotherapie und Logopädie.

Bei der gesundheitsbezogenen Schulentwicklung ist die Gesundheitsfachkraft einzubeziehen, ebenso bei der Beratung von Lehrkräften und Schulleitung.

 

 

 

 

Voraussetzungen und Probleme bei der Umsetzung

 

Das Modell eines schulinternen Gesundheitsteams ist insbesondere für große Schulen mit Ganztagsbetrieb entwickelt worden. Die Gesundheitsfachkraft erscheint ein Verhältnis von 1 zu 400 bis 700 angemessen. In Brandenburg haben wir auf dem Land viele kleine Schulen, für die Verbundlösungen gefunden werden müssen.

 

Ganztag ist in Brandenburg kaum vorhanden, die Zusammenarbeit mit dem Hort muss noch entwickelt werden.

 

Die Gesundheitsfachkräfte sollen den Gesundheitsämtern unterstellt werden. Das gewährt ihnen eine gewisse Unabhängigkeit, setzt aber auch eine gute Kooperation mit den anderen am Schulleben beteiligten Behörden voraus:

Schulamt (Lehrkräfte), Jugendamt (Sozialarbeiter) und Schulträger (Sekretärin, Hausmeister, Gebäude). Schulträger sind in der Regel die Städte, Gemeinden oder der Kreis. Die Schulpsychologie untersteht dem Bildungsministerium.

 

Die Weiterbildung von Krankenschwestern zu Schulgesundheitsfachkräften wird in Brandenburg von der Fachschule für Sozialwesen übernommen, in Hessen von einer Universität. Mittelfristig könnte ein neuer Beruf entstehen.

 

 

Mein persönliches Fazit:

 

Die Gesundheitsfachkraft (‚Schulkrankenschwester‘) ist nach dem Ausbau der Schulsozialarbeit ein wichtiger Schritt hin zu multiprofessionellen Teams. Die Betreuung und Erziehung der Schülerinnen und Schüler, sowie das Lernklima an der Schule wird verbessert. Lehrkräfte werden entlastet und können sich besser ihren eigentlichen didaktischen und pädagogischen Aufgaben zuwenden.

Ein Pilotprojekt ist ein guter Weg, um vor einer flächendeckenden Versorgung ein Konzept zu erarbeiten, das mögliche Konflikte bei der Zusammenarbeit minimiert und klärt, welcher Arbeitsbereich für die neuen Mitarbeiterinnen (und ggf. Mitarbeiter) angemessen ist.

 

Wolfgang Seelbach, 15.9.2016

 

 

Mehr Infos zum Projekt auf der Internetseite der AWO Potsdam

 

 

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