Wolfgang Seelbach
Wolfgang Seelbach

Mobilität

Grüne Bundestagsfraktion betreibt weiter Diesel-Bashing - angeblich kein CO2-Vorteil.

 

Nachdem vor einigen Wochen aus der Bundestagsfraktion der Grünen Stimmen laut wurden, bei Neukauf die gebrauchten Diesel-Fahrzeuge nicht mehr in die 3. Welt zu exportieren (Oliver Krischer, siehe unten), leugnet jetzt der verkehrspolitische Sprecher Stephan Kühn den Klimaschutz-Vorteil des Diesels.

 

Er beruft sich auf eine Studie des Verkehrsministeriums, nach der im Schnitt Diesel-Fahrzeuge praktisch genausoviel CO2 ausstoßen (128g/Liter 2016) wie Benziner (129g/Liter 2016). Der Klimaschutz-Vorteil des Diesels sei ein  "Märchen".

 

Diese Zahlen des Ministeriums sind aber nur die halbe Wahrheit. Diesel-Motoren werden traditionell vor allem in schweren Fahrzeugen eingesetzt: insbesondere in Lieferwagen von Handwerkern und Familienfahrzeugen (leider auch in überdimensionierten SUV).

Wenn diese jetzt auf Benziner umsteigen, hätte das schlimme Folgen für den Klimaschutz.

 

Dass langfristig Ökostrom-Elektroautos besser für das Klima sind, ist unbestritten.

 

Kurz- und mittelfristig jedoch würde das vorzeitige Verschrotten von Autos und der Umstieg auf Benziner bei schweren Fahrzeugen einen klimafeindlichen CO2-Anstieg bewirken. 

Wolfgang Seelbach, 20.9.2017

Verschrottungs- oder Verschmutzungsprämie?

 

NACKTE WAHRHEITEN

Lasst die Stinker weiter fahren!

Kann es sein, dass die Autofirmen endlich ehrlich sind?

VON CLAUDIUS SEIDL

Dass die deutschen Autokonzerne ein paar Probleme haben, mit dem Image, der Glaubwürdigkeit und, vor allem, mit dem Verkauf ihrer Autos: Das haben sie, auch wenn es viele gibt, die jetzt das Gegenteil behaupten, nicht etwa unduldsamen Ökospießern, fortschritts- und wirtschaftsfeindlichen Linken sowie einem generell kitschig-technophoben Zeitgeist, dem die Grundlagen des eigenen Reichtums egal sind, zu verdanken. Nein, den Schaden haben sie schon selbst angerichtet.

 

Man kann lange darüber streiten, ob die diversen Grenzwerte zu niedrig oder insgesamt zu willkürlich angesetzt sind; man kann all denen, die jetzt laut „Tesla!“ rufen, um die geistige und technologische Schlafmützigkeit der sogenannten Entscheider zu markieren, gerne entgegenhalten, dass die Löhne, die in den Tesla-Werken gezahlt werden, noch nicht einmal die Hälfte dessen betragen, was der deutsche Arbeiter bei Volkswagen oder Mercedes verdient. Und in einer Stadt wie Berlin, deren Verkehrsplanung in der Hölle erdacht und deren Ampelschaltungen in Irrenhäusern programmiert wurden, möchte man, genau so heftig wie die Konzerne, jene Obrigkeit verwünschen, die es schafft, in einer Stadt, in der es dafür eigentlich gar nicht genug Autos gibt, trotzdem den permanenten Stau zu generieren. Mit Feinstaub, Abgasen, Lärm und den schlimmsten Folgen für die Seelen sowohl der Fahrer als auch der Leute, die an den Staustraßen wohnen.

 

Aber in einer Sache bleibt weder Interpretationsspielraum, noch lässt sich die Schuld auf andere schieben: Die Kunden sind belogen worden. Sie haben, zum Beispiel, einen Volkswagen gekauft, weil sie der Firma glaubten, dass das Auto die Grenzwerte einhalte. Dafür haben sie den Preis gezahlt; und deshalb fühlen sie sich zu Recht betrogen.

 

Wenn es also jetzt darum geht, das Image zu reparieren, das Prestige wiederherzustellen, dann müsste es um zwei Dinge gehen. Erstens müssten die Firmen einigermaßen glaubhaft machen, dass sie die Sache mit der Umwelt jetzt ernster nehmen als zuvor.

Und zweitens wäre eine gewisse Ehrlichkeit hilfreich – zumal sich darin auch der Respekt vor der Intelligenz des Kunden ausdrücken könnte. Und so sieht die Offensive jetzt aus: Die Autofirmen bieten ihren Kunden Geld an, beziehungsweise große Preisnachlässe, wenn sie ihre alten Dieselstinker entsorgen lassen und sich stattdessen ein neues, saubereres Auto kaufen.

 

Wogegen erst einmal nichts zu sagen wäre: Autofirmen wollen Autos verkaufen, das ist der Grund ihrer Existenz; und wenn sie Rabatte geben, tun sie auch nur das, was Verkäufer eben tun.

 

Nur nennen sie die Rabatte nicht so; sie sprechen von „Umweltprämien“; wer ein Elektroauto kauft, bekommt sogar eine „Zukunftsprämie“: So wird dem Kunden suggeriert, dass die Firmen sich um Umwelt und Zukunft sorgen. Und dass der Kunde etwas ökologisch Gutes tut, wenn er seine alte Karre verschrottet und sich ein neues Auto kauft.

 

Stimmt nur leider nicht; ist, um die Sache beim Namen zu nennen, schon wieder eine Lüge. Wer einen alten Diesel fährt und trotzdem die Umwelt schonen will, der kann genau zwei Dinge tun. Erstens kann er, wann immer er zu Fuß, mit dem Rad oder der U-Bahn einigermaßen zügig zum Ziel kommt, das Auto stehen lassen. Zweitens aber soll er das Auto nicht verschrotten, sondern es fahren, bis es auseinanderfällt.

 

Alles andere ist, ökologisch betrachtet, Unsinn: Die Produktion eines Autos verursacht solche Mengen an Schadstoffen, dass die Ersparnis, die sich ergibt, wenn es endlich fährt, kaum ins Gewicht fällt. Siebzig zu dreißig, sechzig zu vierzig, das sind, je nach Modell, die Verhältnisse. Mehr als die Hälfte des ökologischen Schadens entsteht also bei der Produktion, da ist das vermeintlich so saubere Auto noch keinen Kilometer gefahren.

 

Es sind also keine Umweltprämien, welche die Autofirmen jetzt anbieten. Es sind Verschmutzungsprämien. Man soll sie auch so nennen.“

 

Kommentar von Claudius Seidl in der FAS vom 13.8.2017

Export-Stopp für alte Autos nach Afrika?

 

Ein grüner Abgeordneter fordert, "Diesel-Probleme nicht nach Afrika" zu verlegen.

Siehe dazu den Artikel in der MAZ .

 

Meine Entgegnung als Leserbrief
 

Leserbrief zum Artikel: Grüne: Diesel-Probleme nicht nach Afrika verlegen

 

Wir brauchen den Diesel vorläufig noch.

 

Der Forderung von Oliver Krischer, Gebrauchtwagenexporte nach Afrika zu stoppen, kann ich nicht folgen. Die Länder der Dritten Welt, insbesondere Nordafrika, leben seit Jahrzehnten davon, dass sie mit wenig Kapital, relativ niedrigen Löhnen und viel handwerklichem Geschick unsere Autos weiter am Laufen halten.

Das ist nicht nur ökonomisch sinnvoll, sondern auch gut für den Klimaschutz.

Denn:

  • Bei der Produktion eines Fahrzeugs entsteht eine CO2-Belastung der Atmosphäre, die mehreren Zehntausend Kilometern entspricht. Ein vorzeitiges Verschrotten eines sparsamen Diesels ist also klimaschädlich.
  • Eine überhastete Umstellung auf Elektrofahrzeuge würde eine Verschlechterung der CO2-Bilanz auf viele Jahre bedeuten. Denn bei der Produktion eines Elektrofahrzeuges inklusive Batterien entsteht mehr CO2 als bei der Herstellung eines Benziners oder Diesels. Es dauert mehrere zehntausend Kilometer und in der Regel mehrere Jahre, bis sich ein positiver Klimaeffekt bei Verwendung von Elektroenergie einstellt.
  • Die Einführung einer flächendeckenden Elektro-Ladestruktur braucht Zeit. Neue Technologien haben immer ihre Kinderkrankheiten, die in einem angepassten Prozess besser zu bewältigen sind.

Der Diesel ist also als Brückentechnologie unverzichtbar. Wir brauchen ihn in der Übergangsphase noch aus ökologischen und ökonomischen Gründen, bis die Umstellung auf regenerative Energien vollbracht ist.

 

Das gilt insbesondere auch für das Havelland.

 

Während in Berlin das Auto eine immer geringere Rolle spielt, haben wir im Havelland völlig andere Bedingungen.

 

Im ländlichen Bereich des Havellandes dienen viele Fahrten dem Transport von Gegenständen und Material. Entsprechend gibt es viele schwere Fahrzeuge mit Anhängerkupplung und Ladevermögen. Gerade hier hat der Diesel klare Klima-Vorteile. Zwar planen wir derzeit den ÖPNV auch im Westhavelland zu verbessern, um eine gewisse Grundversorgung zu gewährleisten und den Tourismus ankurbeln. Aber wir werden nie eine mit Berlin vergleichbare Vollversorgung an öffentlichem Verkehr erreichen. Sie wäre auch nicht sinnvoll, denn die damit verbunden Leerfahrten sind ökonomisch und ökologisch gesehen keine Alternative zum Individualverkehr.

 

Im Speckgürtel leben viele Mittelschicht-Pendler-Familien mit mehreren Kindern. Für die entsprechend großen kinderfreundlichen Fahrzeuge ist der Diesel derzeit verbrauchs- und klimamäßig im Vorteil.

 

Andererseits gibt es eine gewisse Bereitschaft, auf umweltfreundlichere Autos umzusteigen, wenn die Bedingungen stimmen. Der Umstieg auf emissionsfreie Autos würde voraussichtlich bei diesen Familien eine relativ hohe Akzeptanz haben.

 

Die meisten Berufspendler wollen mit der Bahn nach Berlin. Die überfüllten Züge sind jedoch ein Ärgernis und hier gibt es noch einiges zu verbessern. Kleine Elektroautos als Zweitwagen wären für die Pendler interessant, die auf ihr Fahrzeug nicht verzichten wollen oder können. Eine Ladeinfrastruktur wäre in Berlin und dem Speckgürtel relativ schnell herzustellen.

 

Fazit: Die Ölvorräte sind begrenzt. Deshalb müssen wir die Anstrengungen verstärken, emissionsfreien Technologien zum Durchbruch zu verhelfen. Als Brückentechnologie ist jedoch gerade im Havelland der Dieselantrieb mit Ruß- und Stickoxidreinigung noch unverzichtbar.

 

Wolfgang Seelbach, 17.8.2017

Elektromobilität im Havelland

 

Die Elektromobilität ist langfristig eine wichtige Alternative zu Benzinern und Diesel. Denn die Ölvorkommen sind endlich. Die Kreisverwaltung hat derzeit 3 Elektroautos im Fuhrpark, eins davon gesponsert.

 

Private Nutzer haben es im Havelland nicht leicht.

Ladestationen an Hauptverkehrsstraßen gibt es in Dallgow-Döberitz (Havelpark), Wustermark (Gemeinde), Elstal (B5 outlet), Nauen (Autohaus), Friesack (AWO) und Rathenow, also noch dünn gesät.

Die Grünen unterstützen Initiativen für mehr Ladestationen. Aktuell wird in Dallgow-Döberitz noch eine Ladestation am Rathaus (im Bau) errichtet.

 

Was ist seitens des Kreises geplant? Aus dem Bericht des Landrats März 2017:

 

"... Mangel an öffentlich zugänglichen Ladeeinrichtungen. Aus diesem Grund beabsichtigt das Klimaschutzmanagement, ein Konzept zum strategischen Aufbau einer bedarfsgerechten und öffentlich zugänglichen Ladeinfrastruktur für den Landkreis Havelland zu erstellen. Ein entsprechender Förderantrag ist im Januar 2017 über die Förderrichtlinie „Elektromobilität vor Ort" des Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur eingereicht worden."

 

Das wäre ein Hebel, um eine einigermaßen flächendeckende Versorgung zu schaffen.

 

Hinsichtlich des Klimaschutzes sollten uns jedoch keine Illusionen machen. Kurzfristig

ist der Umstieg auf Elektromobilität kein Beitrag zum Klimaschutz - langfristig schon.

 

Siehe dazu auch den Artikel im BraWo und meine Stellungnahme als PDF.

Artikel zu Diesel im Havelland.pdf
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Grüne im Kreistag HVL
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